Liebe FCL – Familie,
- Felix Bittmann
- 10. Juni 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Dez. 2024

vielleicht fragt sich manche, mancher unter Ihnen: Wie kommt denn jemand dazu, seine Verbundenheit mit einem Verein auszudrücken ohne je Mitglied noch aktiv im Verein gewesen zu sein. Ich habe dazu eine kleine Geschichte für Sie. Es freut mich sehr, sie im FCL-Journal „Main Verein“ veröffentlichen zu dürfen.
Eins vorneweg: Die haftende Erinnerung an das „Gebrüder-Mohnkorn-Gedächtnis-Turnier“ ist mir eine Herzensangelegenheit. Gegenüber dem Verein, den Initiatoren und vielen Engagierten von damals sowie gegenüber der aktiven Fußballjugend.
Anfang 1998 verstarben mein Vater Richard sowie mein Onkel Heinrich kurz hintereinander – im besten Ruhestandsalter. Ernsthaft lange krank war davor keiner der beiden. Mein Vater Richard im Alter von 74 Jahren sogar auf dem Weg in den Skiurlaub, als Beifahrer. Dann ein Auffahrunfall bei Eschenlohe, eine freiwillige OP am Halswirbel in der Murnauer Unfallklinik, eine Infektion. Mein Onkel Heinrich erlag 4 Wochen vorher an den Folgen eines Schlaganfalls. So ging's dahin. Das war ein Schlag für die beiden Mohnkorn-Familien, besonders für zwei Brüder.
Die Gebrüder Mohnkorn waren derzeit tief verwurzelt im Traditionsverein 1. FC Lichtenfels.
Aus dem Krieg heimgekehrt, ihre Verletzungen auskuriert, waren sie in den fünfziger Jahren fester Bestandteil einer in ganz Bayern bekannten, erfolgreichen Mannschaft. Damals wurde noch mit fünf Stürmern angegriffen. In einem 5-3-2 System, typisch für diese Zeit.
In der Region kannten sehr viele Fußballanhänger die Lichtenfelser Spielernamen auswendig, samt ihrer Positionen. Dazu gehörten damals „Halb rechts“ und „Rechts außen“. Die Positionen von Vater Richard und Onkel Heiner. So etwas wie eine "Holding Six" fiel den Fußballern nicht einmal im Traum ein.
Weil die Mannschaft so attraktiv war, verstärkte sie eine ganze Saison Hans Jakob aus Regensburg. Der bekannte Nationaltorhüter vor dem Krieg – vergleichbar mit Sepp Maier zu späterer Zeit – reiste zu den Heimspielen mit dem Zug an. Nicht ohne mit vollem Rucksack an Naturalien wieder heimzufahren. Das war Profitum in Nachkriegszeiten. Und Onkel Heiner hatte sogar ein Angebot vom ruhmreichen Club, entschied sich aber für Familie und Beruf und blieb seinem FCL treu.
Die Fußballer-Generation von damals hatte zweifelsohne bestechende Eigenschaften. So viel Zeit wie Familienväter, aber auch Mütter wie die Mitglieder Martin und Michaela Gernlein in die Nachwuchsarbeit ihrer Sprösslingen investierten, war bei den Älteren noch nicht angesagt. Die machten eher ihr eigenes Ding. So auch mein Vater. Nach seiner aktiven Zeit erst recht als Trainer, und das ziemlich erfolgreich. Die Zeit als der FC Lichtenfels unter seiner Regie den 2. Platz in der Bayernliga erreichte und an der deutschen Amateurmeisterschaft teilnahm, erlebte ich als Knirps. Davor hat er beim FC Kronach und mit einer super Mannschaft eine tolle Aufstiegssaison erlebt. Noch nach 50 Jahren würdigte ihn die Mannschaft und lud mich und meine Mutter Rosemarie in S´Antla ein. Ungalublich.
Zu Hause im Garten brachte mir Papa einigen Umgang mit dem Ball bei. Beeindruckt war ich immer vom Balljonglieren; besonders tief, wenn er dazu seine Filzpantoffeln trug. Ein gewisses Ballgefühl habe ich erlernt. Mir war klar: Das Standbein gehört beim Schuss neben dem Ball. Ansonsten geht er eben drüber übers Tor. Und ich war in der Lage einen Ball von der Eckfahne anzuschneiden, um ihn direkt ins Tor zu schlagen. Selbst in Sandalen über den Torwart hinweg. Dick auf getragen sagen Sie jetzt? Na fragen sie doch die Annette Löffler, beziehungsweise ihren Bruder Thomas.
Für den FC hat´s dann leider doch nicht gereicht. Fußballvereine hatten in den 70ern Nachwuchs ohne Ende. In meinem Jahrgang gab es Supertalente. Darunter den Schumanns „Berndi“ (Onkel von Pascal Scholz) oder Bernd Treubel. Quirlige Typen mit super Ballbehandlung. Echte "Schwanzer". Oder den Ralf Freitag, den Charlie Neumann, beide pfeilschnell und athletisch. Die besten lagen den Vereinen vor den Füßen.
Ich spielte bereits Basketball und Tennis. Ein Probetraining beim FC im Alter von 13 kam zu spät. Das war's dann mit Fußball. Schule gab es ja auch noch.
Wirklich sehr schade. Denn in einem Fußballverein findest du bekanntlich, wenn es nicht gleich für die Erste reicht, Anschluss an weitere Mannschaften. Und eine Gemeinschaft gegebenenfalls für ein ganzes Leben.
Eines ist mir gleichwohl niemals abhanden gekommen: Ich fiebere immer für einen Erfolg der jeweiligen FCL Mannschaften.
Ja und dann war es 1998, das letzte (Viertel-) Jahr für Heinrich und Richard Mohnkorn.
Ein Jahr später brachte Martin Gernlein, damals unmittelbarer Nachbar, die Idee nach einem Gebrüder-Mohnkorn-Gedächtnis-Turnier ins Haus. Mit der Frage, ob Mutter Rosemarie und Tante Marianne bereit wären für ein „Schirmherrenschaft“. So folgten schöne 10 Turnier-Jahre. Alljährlich bemühte sich Mutter mit großer Energie um ein individuelles Grußwort auf ihrer alten Schreibmaschine. Keines sollte dem Jahr davor gleichen. Ich durfte es immer vorab lesen. Oft haben wir rege um Inhalt und einzelne Formulierung gerungen…
Die Turniere endeten immer mit Nachmittagskaffe auf der Clubheimterrasse. Mit Schumanns, Gernleins und anderen, mit Cousine Elisabeth, der Tochter von Onkel Heiner. Dazu begleitete ich gern meine Mutter, oft zusammen mit meiner Frau Susanne.
Währenddessen kämpften Elisabeths Söhne Tim und Nils Nikol, Pascal Scholz, Jan und Philipp Gernlein und viele alle andere noch unten auf dem Platz. Häufig in den Endspielen der E- und F-Jugend. Höhepunkt waren dann der Blick in die Gesichter der ausgelaugten Buben bei der Siegerehrung an der Bande. Vom Siegerstrahlen bis zum Sehnsuchtsblick auf das T-Shirt, welches jeder auch der letztplatzierten Mannschaft einschließlich Betreuer bekam. Jedes Jahr in anderer Farbe. Liebe FC-Familie, so etwas bleibt haften!
Mit einer Spende über 5 Jahresbeiträge und einer Bande „In dankbarer Erinnerung an das „Gebrüder-Mohnkorn-Gedächtnis-Turnier von 1999 bis 2008“ möchte ich die FCL-Vergangenheit wertschätzen und den Verein motivieren weiter an einer für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt so wichtigen Jugend- und Integrationsarbeit festzuhalten. Gerade in diesen besonders herausfordernden Zeiten!
Herzlichst Ihr Michael Mohnkorn
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